Meine unvergessliche Zeit im Ökodorf "Gaia Terra"

Johanna war über den europäischen Solidaritätskorps einige Monate in Italien und hat dort in einem Ökodorf freiwillig gearbeitet. In diesem Bericht erzählt sie von ihrer Reise. 

In mir gibt es zwei Welten, die mir lange Zeit als nicht vereinbar erschienen: die Eine, die gemacht ist aus Wäldern und Bergen, aus strömendem Wasser, aus frischer Luft, Erde, Feuer. Dort kann ich Stunden und Tage allein verbringen, ohne mich einsam zu fühlen, dort verfalle ich die meiste Zeit in Staunen über die wunderbaren Erscheinungen der Natur und fühle mich sicher und geborgen. Und dann gibt es die andere Welt: die Sehnsucht nach den unzähligen Möglichkeiten der Stadt, nach der Verbindung mit Menschen und Community, der unersättliche Durst nach Neuem und Abwechslung und Trubel und Chaos.

Das Leben in der Natur bringt mir Frieden und Glückseligkeit, lässt mich aber nach einer gewissen Zeit das Abenteuer vermissen, das mir nur eine große Ansammlung von Menschen bringen kann. Finde ich mich hingegen für lange Zeit in der Stadt, so wächst in mir eine schmerzvolle Sehnsucht nach Frieden und der Einfachheit der Natur. Viele Jahre lang fühlte ich mich hin- und hergerissen; die letzten Monate jedoch zeigten mir, dass das Konzept eines Ökodorfs genau das ist, was beiden meiner Bedürfnisse gerecht wird.

Das Konzept eines Ökosdorfes ist mir schon länger bekannt. Es brauchte aber einige Zufälle, die dazu beitrugen, dass ich mich im August 2024 zum ersten Mal auf den Weg machte, um einen solchen Lebensstil für mich selbst auszuprobieren. Die vergangenen fünf Monate habe ich also im „Progetto Gaia Terra“ verbracht, einer abgebrannten ehemaligen Ziegelfabrik, die nun Schritt für Schritt renoviert bzw. umgestaltet wird, um Menschen ein gemeinschaftliches, nachhaltiges und naturnahes Zusammenleben zu ermöglichen. Meistens leben hier temporär zwischen zwanzig und dreißig Menschen jeden Alters zusammen, und an den meisten Wochenenden werden zudem Veranstaltungen, Treffen und Events abgehalten, die abermals zumindest kurzzeitig zig neue Gesichter nach Gaia Terra bringen. Die hier gelebte „Ökologie“ betrifft nicht nur den bewussten Umgang mit Ressourcen und Umwelt, sondern auch mit den Mitmenschen – nun ja, wenn der Alltag zusammen mit 20 weiteren Personen beschritten werden will, wenn es nur sehr eingeschränkten persönlichen Raum und Privatsphäre gibt (vor Allem im Winter, wo wir hier nur einen beheizten Raum haben), wenn sich von morgens bis abends das Allermeiste in der Gruppe abspielt; kurz gesagt, wenn ununterbrochen sehr eng zusammen gelebt und gearbeitet wird, dann muss in Beziehungen und in den Erhalt der Gemeinschaft investiert werden, und zwar mit Zeit, Energie und Gefühlen. Das kann anstrengend sein, schließlich wird einem somit doch einiges an Maturität und Auseinandersetzung mit seiner Persönlichkeit und den eigenen Gefühlen abverlangt. Meiner Ansicht nach ist allerdings jede Investition in eine Beziehung auch eine Investition in sich selbst. Ich würde sagen, dass die letzten fünf Monate zu den intensivsten Episoden meines bisherigen Lebens gehören, was das Thema Selbsterkenntnis angeht – durfte ich doch fast täglich neue Beobachtungen über mich selbst machen, ausgelöst durch das, was ich in meinen Mitmenschen sah.

Auf der anderen Seite habe ich auch technisch in Bezug auf einen nachhaltigen und regenerativen Lebensstil wahrscheinlich mehr gelernt, als mir im jetzigen Moment bewusst ist, nämlich durch all die Praktiken, die in Gaia Terra Alltag sind, wie beispielsweise das Fermentieren von Obst, Gemüse und Kräutern, das Auskommen gänzlich ohne chemische Produkte, Natural Building und Gemüsegarten, und vieles mehr.

Ich fühle mich, als könnte ich noch ewig weitere Ausführungen machen, so reich fühle ich mich an Erfahrungen, Erlebnissen, Erkenntnissen, Konklusionen und Inspirationen. Für nun aber lasse ich es bleiben und möchte nur noch meinen Dank für diese einzigartige Möglichkeit ausdrücken – und alle, die dies hier gelesen haben, ermutigen, eine ähnliche Erfahrung zu machen. 😉

Wenn du auch eine Zeit lang im Ausland freiwillig arbeiten willst, dann berät dich die Jugend:info NÖ bei deinem Weg.  


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